Psychische Belastungen am Arbeitsplatz
Jede Tätigkeit – auch eine vorwiegend körperliche – kann psychisch belasten. Psychische Belastung ist „die Gesamtheit aller Einflüsse, die von außen kommen und psychisch auf uns einwirken“. Diese Faktoren beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Ungünstige Einflüsse wie Zeitdruck, hohe Verantwortung, rigides Vorgesetztenverhalten, unklare Kompetenzen, neue Arbeitsformen, geringer Entscheidungsspielraum, Kommunikationsdefizite, arbeitsbedingte Gefährdungen, Überforderung, Informationsdefizite uvm, können kritische Auswirkungen wie Stress, Monotonie, Schlafstörungen oder Erkrankungen hervorrufen. Unternehmen sind deshalb verpflichtet, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Beschäftigte psychisch gesund bleiben. Essentiell sind dabei gute Kommunikationsstrukturen und -prozesse, gesunde Führung unter Beteiligung der Beschäftigten sowie die Förderung guter sozialer Beziehungen.
Wie können Führungskräfte unterstützen?
Zuallererst gehört dazu ein Bewusstsein dafür, dass Beschäftigte Unterstützung und Rückendeckung von ihrer Führungskraft brauchen. Hierfür ist es wichtig im Gespräch mit MItarbeitenden zu bleiben und dabei wertschätzend zu kommunizieren.
Führungskräfte sollten Vorbild sein
Zur Verdeutlichung ein Beispiel zum Thema Erreichbarkeit. Wenn eine Führungskraft spätabends noch Mails verschickt und dafür lobt, dass die Antwort noch am gleichen Abend kommt, fördert das Mitarbeitende nicht im Hinblick darauf, auf ihre Grenzen zu achten und Überstunden zu vermeiden, wo dies möglich ist. Auch Erreichbarkeit im Urlaub ist ein solches Thema. Ebenso kann zur Vorbildfunktion einer Führungskraft gehören, dass man z. B. Sport in den Pausen erlaubt oder anstatt eines Korbs mit Süßigkeiten Obst anbietet.
Motivation zur Eigenverantwortung
Ganz wichtig ist auch Eigenverantwortung zu fördern wo immer es geht, ohne Beschäftigte dabei zu überfordern. Vorgesetzte sollten gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen sprechen, welche Ziele erreicht werden sollen und wie sie Mitarbeitende dabei unterstützen können.
Wie erkennt man psychisch beeinträchtige Beschäftigte?
Veränderte Arbeitsweise oder starke Leistungsschwankungen können Hinweise sein. Ebenso Verhaltensänderungen gegenüber Kolleg*innen. Auch das ständige Kontrollieren von ausgeführten Aufgaben sind Warnsignale. Ebenso zunehmende Unzuverlässigkeit, anhaltende Traurigkeit, Wesensveränderungen, sozialer Rückzug, Aggressivität, vernachlässigte Hygiene etc. Bei diesen oder ähnlichen Auffälligkeiten sollten Führungskräfte das vertrauliche Gespräch suchen.
Wie spricht man darüber?
Formulieren Sie als Führungskraft niemals eine Diagnose. Benennen Sie ihre eigenen Wahrnehmungen im Bezug auf Verhaltensänderungen und die Auswirkungen auf die Arbeit. Drücken Sie Ihre Besorgnis aus. Versuchen Sie, konkrete Gründe herauszufinden. Liegt es an Überlastung am Arbeitsplatz, sind es private Probleme etc.? Vorgesetzte können Anlaufstellen nennen an die sich ein Betroffener wenden kann: Betriebsrat, Betriebsarzt, Personalverantwortliche, Mitarbeiterberatung, o. Ä. Nach längerer Erkrankung eines Mitarbeitenden ist der BEM- Prozess von entscheidender Bedeutung. Hier wird gemeinsam mit den Beteiligten überlegt, wie Beschäftigte nach ihrer Genesung wieder gut zurück ins Arbeitsleben begleitet werden können. Ein Rückkehrgespräch gehört dazu. Hier sollten Betroffene Vorstellungen zu Tätigkeit, Arbeitszeit und sozialem Miteinander äußern. Manchmal ist auch ein Arbeitsplatzwechsel innerhalb des Unternehmens sinnvoll. Die Reintegration nach einer längeren Erkrankung sollte in jedem Fall über einen längeren Zeitraum begleitet werden. Schwierigkeiten oder eine Verschlechterung des Gesundheitszustand müssen angesprochen werden.